Die vorliegende Web-Publikation beschreibt die Entwicklung grundlegender Merkmale der Bevölkerung in der Schweiz. Dafür werden die Volkszählungsdaten von 1850 bis 2015 auf Ebene der Gemeinden hinzugezogen. Der betrachtete Zeitraum umfasst annähernd 170 Jahre, in denen sich die Rahmenbedingungen in jeglicher Hinsicht verändert haben. Entsprechend hat sich die Volkszählung gewandelt, insbesondere die bereitstehenden Informationen, gesellschaftliche und politische Anforderungen sowie die technischen Möglichkeiten.
Um die Entwicklungen übergreifend darstellen zu können, mussten verschiedene Harmonisierungen und Vereinfachungen vorgenommen werden. Auf dieser Seite finden Sie die methodologischen Rahmenbedingungen dieser Web-Publikation.
Nur zwei Jahre nach der Gründung des modernen Bundestaates (1848) wurde in der Schweiz die erste gesamtschweizerische Volkszählung durchgeführt. Der zuständige Bundesrat Stefano Franscini organisierte diese damals fast im Alleingang. Dabei wurde nicht nur die Bevölkerung gezählt, sondern ausgewählte Merkmale wie z.B. Geschlecht, Konfession und Heimatort erfasst. Bereits 1860 fand die zweite Volkszählung statt, in der zusätzliche Merkmale wie Sprache und Zivilstand in den Fragenkatalog aufgenommen wurden. Die 1850 gestartete Reihe mit einer Volkszählung in jeder Dekade (alle 10 Jahre, mit Ausnahme der Jahrgänge 1888 und 1941) wurde bis zum Wechsel zur neuen, registerbasierten Volkszählung 2010 lückenlos weitergeführt und über die Jahrzehnte fortlaufend erweitert. Selbst während des Zweiten Weltkriegs 1941 wurde die gesamte Bevölkerung erfasst.
Diese einzigartige Datenreihe liegt erstmals für alle Gemeinden in digitaler Form vor. Damit wird es möglich, Merkmale wie z.B. Ausländeranteil, Religionsverteilung oder durchschnittliche Haushaltsgrössen über annähernd 170 Jahre für die kleinsten politischen Einheiten der Schweiz zu verfolgen. Sie liefert Antworten zu Fragen wie den folgenden:
Durch die digitale Aufbereitung der historischen Volkszählungen lassen sich Geschichte und Geografie der modernen Schweiz auf neue Art verbinden.
Von 1850 bis 2000 lieferte die Volkszählung alle 10 Jahre wichtige Informationen über die Bevölkerung, Haushalte, Gebäude und Wohnungen in der Schweiz. Dazu wurden die gesamte Bevölkerung, die Gebäudeeigentümer und die Immobilienverwaltungen schriftlich befragt.
Seit 2010 führt das BFS die Volkszählung jährlich durch. Um die Bevölkerung zu entlasten, werden viele Informationen aus den Einwohnerregistern der Gemeinden und Kantone, den Bundespersonenregistern sowie dem eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister entnommen. Diese Daten werden mit Stichprobenerhebungen ergänzt. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird schriftlich oder telefonisch befragt.
Die Registererhebung liefert grundlegende Informationen zur gesamten Bevölkerung. Sie stellt Resultate zum Bestand und zur Struktur der Bevölkerung und der Haushalte (Statistik der Bevölkerung und der Haushalte STATPOP) sowie der Wohngebäude und Wohnungen (Gebäude- und Wohnungsstatistik GWS) bereit.
Bei der Strukturerhebung (SE) wird ein kleiner Teil der Bevölkerung schriftlich befragt. Die Erhebung ergänzt die Informationen der Register und liefert zusätzliche Statistiken zur Struktur der Bevölkerung in Bezug auf Erwerb, Bildung, Sprach- und Religionszugehörigkeit, Mobilität etc.
Für die Beschreibung der historischen Ereignisse, die in den Daten sichtbar werden, wurde auf folgende Quellen zurückgegriffen:
Im Rahmen der Weltausstellung in Mailand 2015 hat das Landesmuseum in Zürich eine Ausstellung mit ausgewählten Gemeindedaten aus dem Bestand der historischen Volkszählungen realisiert. Das Bundesamt für Statistik (BFS) stellt diese Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zur Einführung in die historischen Volkszählungen hat das BFS in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle sotomo Datengeschichten zu wichtigen Themenbereichen der Volkszählung aufgearbeitet. Daraus sind vier Raum-Zeit-Reisen in die Geschichte des schweizerischen Bundesstaats entstanden.
Bei Erhebungen wird festgelegt, welche Grundgesamtheit betrachtet werden soll, was von diversen Rahmenbedingungen (Datenquellen, technische Möglichkeiten, Ressourcen, gesellschaftspolitische Anforderungen etc.) abhängt. Die Grundgesamtheit in dieser Web-Publikation hat über den betrachteten Zeitraum geändert und ist in jüngerer Zeit komplexer geworden. Nachfolgend wird beschrieben, in welchem Statistik-Jahrgang welcher Bevölkerungsbegriff verwendet wurde.
Unter dem Bevölkerungskonzept «Einwohnerinnen und Einwohner» versteht man alle im Staatsgebiete anwesenden Personen an dem Orte, wo sie sich am festgelegten Stichtag befinden. In den Volkszählungen 1850 und 1860 wurde die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner ermittelt. Zwar wurde 1860 auch die Zahl der vorübergehend Abwesenden bestimmt, in der Einteilung der Einwohnerinnen und Einwohner nach Geschlecht, Konfession, Zivilstand, Heimatsverhältnisse wurden die vorübergehend Abwesenden aber nicht abgezogen.
Die Wohnbevölkerung beinhaltet alle Personen, die sich zum Zeitpunkt der Erhebung in der Schweiz aufhielten oder ihre Schriften hier deponiert hatten und auch dann, wenn sie vorübergehend abwesend waren. Auch Saisonarbeiter, Kurzaufenthalter und Asylsuchende gehören zur Wohnbevölkerung, nicht aber Touristen, Besucher oder Geschäftsreisende. Die Wohnbevölkerung wurde in den Volkszählungen 1870 bis 2000 ermittelt.
Unter der ortsanwesenden oder faktischen Bevölkerung versteht man die am Tag der Zählung am Zählungsorte anwesende Bevölkerung ausschliesslich der vorübergehend Abwesenden und einschliesslich der Durchreisenden. In den Volkszählungen 1870 bis 1930 wurde zusätzlich zur Wohnbevölkerung die ortsanwesende Bevölkerung ermittelt.
Die ständige Wohnbevölkerung umfasst alle schweizerischen Staatsangehörigen mit Hauptwohnsitz in der Schweiz sowie alle ausländischen Staatsangehörigen mit einer Anwesenheitsbewilligung für mindestens 12 Monate oder ab einem Aufenthalt von 12 Monaten in der Schweiz (Ausweise B/C/L/F oder N oder EDA-Ausweis, d.h. internationale Funktionäre, Diplomaten und deren Familienangehörige). Diese Definition entspricht den heute gültigen internationalen Empfehlungen für Bevölkerungsstatistiken.
Mit der Einführung der registerbasierten Volkszählung ab 2010 bildet die ständige Wohnbevölkerung die Referenzbevölkerung der Bevölkerungsstatistik.
Die Strukturerhebung umfasst die ständige Wohnbevölkerung ab dem vollendeten 15. Altersjahr, die in Privathaushalten lebt. Ausgenommen sind Diplomatinnen und Diplomaten, internationale Funktionäre und deren Angehörige.
In der vorliegenden Web-Publikation wurden folgende Bevölkerungsdefinitionen verwendet:
Für die Themen Religion und Sprache werden seit 2010 Daten aus der Strukturerhebung ausgewertet. Um zu diesen Themen Zeitreihen erstellen zu können, wurden die Kriterien der Bevölkerungsdefinition, die ab 2010 gilt (ständige Wohnbevölkerung gemäss Strukturerhebung), nachträglich auch auf die Volkszählungen 1970-2000 angewandt. Dies führt dazu, dass diese Zeitreihen vor und ab 1970 auf verschiedenen Bevölkerungsdefinitionen basieren (siehe vorangehende Liste).
Die Anzahl Gemeinden änderte sich im Laufe der Zeit und auch die Gemeindenamen blieben nicht unangetastet. Folgende Änderungen sind möglich:
Diese Web-Publikation verwendet, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, immer den zum Zeitpunkt der Erhebung gültigen Gemeindestand.
In dieser Web-Publikation basiert die Einteilung der Gemeinden in Stadt, Land und intermediäre Gebiete auf den Informationen zu zwei Zeitpunkten. Als städtisch sind alle Gemeinden bezeichnet, die bereits 1850 mehr als 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählten. Als Land klassifiziert wurden Gemeinden, die nach der BFS-Raumgliederung «Raum mit städtischem Charakter 2012» mit Gebietsstand am 31.12.2018 als ländliche Gemeinden eingestuft sind. Alle anderen Gemeinden sind unter dem Begriff intermediär zusammengefasst. Diese Einteilung gewährleistet eine konsistente Klassifizierung der Gemeinden, die für den zeitlichen Vergleich verwendet werden kann.
Seit 2010 stammen die Informationen zu Sprache und Religion aus der Strukturerhebung. Dabei handelt es sich um eine jährliche Stichprobe, wobei nur Personen ab 15 Jahren befragt werden. Die Resultate sind hochgerechnet und unter Berücksichtigung des Vertrauensintervalls zu interpretieren.
Um die Genauigkeit der Resultate auf Gemeindeebene zu vergrössern, basieren die hier dargestellten Angaben für die Zeit ab 2010 auf zusammengefassten Stichproben aus mehreren Jahren (kumulierte Daten der Strukturerhebungen 2010-2014). Durch das Zusammenlegen werden genauere Ergebnisse erzielt als mit einer einzigen Stichprobe. Die Ergebnisse aus den kumulierten Daten beziehen sich jedoch nicht mehr auf ein bestimmtes Referenzdatum, sondern sind Mittelwerte für den gesamten betrachteten Zeitraum und für eine Durchschnittsbevölkerung während dieses Zeitraums.
Karten: Aufgrund der Hochrechnungen sind bei Gemeinden mit weniger als 3000 Einwohnerinnen und Einwohnern die angegebenen Werte mit Vorsicht zu interpretieren.
Damit eine durchgehende Zeitreihe der Religionsanteile beschrieben werden kann, wurden die neueren Kategorien aggregiert betrachtet. So erschliesst sich eine zeitliche Entwicklung der ursprünglich erfassten Kategorien (Katholiken, Reformierte, Andere) von 1850 bis in die Gegenwart.
Aus Gründen der Datenbeschaffenheit sind die Christkatholiken bis 1960 im Total der Katholiken enthalten, ab 1970 bis in die Gegenwart in der Kategorie «Andere».
Im Diagramm «Religionszugehörigkeit» sind ab 1970 die Anteilswerte der Personen ohne Religionszugehörigkeit separat ausgewiesen. Dadurch kann die gegenwärtige Entwicklung besser dargestellt werden.
Seit 2010 können die befragten Personen mehrere Hauptsprachen angeben. Damit diese Angaben in die vorhandene Volkszählungs-Datenreihe integriert werden konnten, wurde für mehrsprachige Personen die Hauptsprache auf eine Sprache reduziert. Dabei wurde wie folgt vorgegangen: